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Dschihad online

Verfasser/in: Suche nach diesem Verfasser Rhue, Morton
Verfasserangabe: Morton Rhue. Aus dem amerikanischen Englisch von Nicolai von Schweder-Schreiner
Jahr: 2016
Mediengruppe: B.Bell.Jug/L.ragazzi
nicht verfügbar

Exemplare

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Zweigstelle: LBS Hellenstainer Standorte: Rhue Status: Entliehen Vorbestellungen: 0 Frist: 21.03.2024

Inhalt

Khalil ist in den USA geboren worden und hat die amerikanische Staatsbürgerschaft, aber seine Eltern sind aus Bosnien geflohen. Damals war Khalils älterer Bruder Amir gerade erst ein Jahr alt. Doch der Traum vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten musste der Realität weichen: Die Verwandten in der Heimat sind erkrankt und brauchen Hilfe, Khalils Eltern kehren nach Bosnien zurück, um sie zu pflegen. Die Brüder erzählen es niemandem und hoffen auf das Beste - bis Amir einen Abschiebungsbescheid bekommt. Im Gegensatz zu Khalil hat er nur ein beschränktes Bleiberecht, das ihm nach einer Verurteilung wegen Ladendiebstahls aberkannt wird. Jetzt hausen Khalil und Amir in einer eisigen Kellerwohnung, können gerade so die Miete und ein spärliches Essen pro Tag auftreiben und leben in der ständigen Angst, dass jemand herausfindet, dass ihre Eltern nicht mehr bei ihnen leben und Amir sich illegal im Land aufhält. Dabei könnte Khalils Leben eigentlich gut sein: Er schreibt gute Noten, ohne sich dafür anstrengen zu müssen, hat mit Angie eine süße Freundin und mit Vitali einen guten Kumpel. Doch Amir bereitet ihm Sorgen, Amir, der immer sein großer Bruder, sein Beschützer, sein Vorbild war. Denn Amir radikalisiert sich, verteufelt die USA und die Menschen, die dort leben, legt den Islam immer gewalttätiger aus und will um jeden Preis vom Niemand zum Jemand werden, der nicht tatenlos zusieht, sondern etwas tut. Durch eine Verkettung von negativen Ereignissen wird auch Khalil empfänglich für Amirs Parolen... Auf interessante Weise kann man Amirs Gedanken und die Gründe für sein Handeln (zumindest teilweise) nachvollziehen, hier liegt eine der großen Stärken des Romans. Zu Beginn argumentiert er noch, dass eine Verteufelung des gesamten Westens als "Ungläubige" ebenso falsch sei wie die Aussage, dass alle Muslime potentielle Terroristen sind. Er erinnert an Amokläufer, die vollkommen ohne religiöse Überzeugung töten, oder an Anders Breivik, der 2011 über 70 Menschen tötet, weil er nach eigener Aussage Norwegen vor einer Überfremdung und Islamisierung retten wollte. Doch Amir lässt sich mit den falschen Leuten ein, schenkt den Parolen, dass die USA den Krieg in ihren Heimatländern begonnen haben und dort täglich Unschuldige durch Drohnen und Bomben töten, immer mehr Glauben. Auch diese Gedanken kann man in ihren Grundzügen verstehen, so geht es auch Khalil: Warum nennt man einen Amerikaner, der bereit ist, für sein Vaterland zu sterben, einen Patrioten, während ein Afghane oder Iraner mit der gleichen Gesinnung als Terrorist bezeichnet wird? Warum ist es ein "unvermeidbarer Kollateralschaden", wenn im Nahen Osten eine Bombe ein Krankenhaus, eine Schule oder einen Hilfskonvoi trifft, aber wenn in einem westlichen Land eine Bombe detoniert und Unschuldige tötet ein "abscheuliches Massaker" oder ein "barbarischer Massenmord"? Khalil hat sich trotz seiner amerikanischen Staatsbürgerschaft nie als hundertprozentiger Amerikaner gefühlt. Es hat schon als kleines Kind erleben müssen, wie sein Vater und sein Bruder wegen ihres dunklen Teints, den Khalil nur bedingt geerbt hat, und den schwarzen Haaren als Menschen zweiter Klasse behandelt wurden; wie man ihnen die Bedienung verweigerte, wie man die Straßenseite wechselte. Als Amirs Einstellung immer radikaler wird, muss Khalil über manche seiner Worte nachdenken: Ist Angie wirklich nur mit ihm zusammen, weil er anders ist? Weil sie es "aufregend" findet, mit einem Muslim befreundet zu sein, weil keine ihrer Freundinnen das von sich behaupten kann? Ist es nicht geheuchelt, wenn seine Freunde sagen: "Ich kann verstehen, wie du dich fühlst", obwohl sie niemals hungern oder frieren mussten, obwohl sie nicht in der ständigen Angst leben, abgeschoben zu werden? Dem Leser ist von Anfang an klar, dass dieser Roman kein Happy End haben kann, denn wie Khalil müssen täglich tausende Menschen mit den gleichen Problemen kämpfen, ohne dass eine dauerhafte Lösung in Sicht wäre. So lange gegenseitiger Hass und Vorurteile von beiden Seiten geschürt werden, bleibt eine Annäherung schwierig. Viele Menschen wählen den einfachen Weg und übernehmen eine fertige Meinung, ohne über die Hintergründe zu reflektieren oder sich selbst ein Bild zu machen. Aus diesem Grund kann man nur empfehlen, auch dieser Roman, ähnlich wie Die Welle, zu einer Klassenlektüre an Schulen zu machen, sich mit dem Thema intensiv zu beschäftigen und zu erkennen, wie klein die kulturellen und religiösen Unterschiede sein könne, wenn man bereit ist, auch nur eine kleines Stück über den Tellerrand zu sehen.

Details

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Verlag: Ravensburg, Ravensburger Buchverl.
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Interessenkreis: Suche nach diesem Interessenskreis Gewalt
ISBN: 978-3-473-40118-5
Beschreibung: 1. Auflage, 248 Seiten
Schlagwörter: Djihad, Fundamentalismus, Männliche Jugend, Terrorismus, USA, Amerika <USA>, Männlicher Jugendlicher, Nordamerika <USA>, Politischer Terrorismus, United States of America, Vereinigte Staaten von Amerika
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Sprache: deutsch